Steirisches Vulkanland - Archäologie

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der SO-Steiermark

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  39. Hügelgräberfeld ‚Sugaritzwald-Tiergarten’ und sog. Adler-Stele in Pichla bei Mureck
(Marktgemeinde St. Veit in der Südsteiermark,
Katastralgemeinde Pichla)
     

Öffnungszeiten/
Kontakt:

Das Hügelgräberfeld ‚Sugaritzwald-Tiergarten’ kann ganzjährig besichtigt werden.

Anfahrt:
Auf der A9 von Graz in Richtung Slowenien, Ausfahrt Vogau/Straß und weiter auf der L 208 Richtung Bad Radkersburg. Kurz vor Schloss Brunnsee biegt man nach rechts, also nach Süden (Richtung Mureck), auf die L 285 ab. Nach knapp 1 km erneut nach rechts (nun in westlicher Richtung) auf die L 271 (Seibersdorferstraße) abbiegend, erreicht man zuerst Hainsdorf, dann Pichla bei Mureck. Dort gelangt man von der Ortsmitte weiter in westlicher Richtung, vorbei am Kriegerdenkmal und Teich (dort auch das Anwesen Kögl, Pichla Haus-Nr. 8, wo die ‚Adler-Stele‘ verwahrt wird), bis zu einem südlich am alten Ziegelwerk vorbeiführenden Forstweg. Diesem folgt man weitere ca. 1,5 km Richtung Westen bis zum Schwarzaubach, wo der Weg nun dem Bach entlang in nordwestlicher Richtung verläuft. Nach weiteren ca. 750 m gelangt man zu einem rechts abzweigenden (in nordöstlicher Richtung zum Eichbachteich führenden) Weg. Rechterhand, im Zwickel zwischen den beiden Wegen, befindet sich das im dichten Unterholz etwas erhöht gelegene Hügelgräberfeld. (Von dem am westlichen Waldrand gelegenen Eichbachteich, der von hier aus noch ca. 500 m entfernt ist, kann man auch dem in südöstlicher Richtung nach Pichla zurückführenden ‚Teichmeisterweg‘ folgen; Gesamtlänge dieses Rundweges: ca. 5 km.)


GPS-Koordinaten:
N 46.740279° –
E 15.681831° (Hügelgräberfeld)
bzw.
N 46.735138° –
E 15.705537°
(‚Adler-Stele’ in Pichla)

So finden Sie
das Hügelgräberfeld 'Sugaritzwald-Tiergarten' und die sog. Adlerstele

Das gut zweieinhalb Kilometer nordwestlich des Ortskerns von Pichla bei Mureck, am südwestlichen Rand des ausgedehnten Sugaritzwaldes, in der Flur ‚Tiergarten‘, gelegene Hügelgräberfeld ist bereits seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt und steht seit 1991 auch unter Denkmalschutz. Es befindet sich auf einer leicht erhöhten Flussterrasse östlich des (regulierten) Schwarzaubaches, wobei der früher einmal weit dichtere Baumbestand nach erheblichen Sturmschäden heute einem nur schwer zugänglichen Unterholz gewichen ist.
 
Das sich in nordwest-südöstlicher Richtung über eine Länge von ca. 220 Metern und eine maximale Breite von etwa 150 Metern erstreckende Gräberfeld umfasst über 70 Grabhügel, die in dichten parallelen Reihen angeordnet sind. Dass die Tumuli nicht auf den ersten Blick als markante Geländeerhebungen zu erkennen sind – immerhin erreichen sie noch Höhen bis über zwei Meter und Durchmesser bis zu 14 Meter – liegt in erster Linie am dichten Untergehölz. Zudem weisen die Grabhügel in mehr als der Hälfte der Fälle erhebliche Störungen auf, die aber nur zum Teil auf die Grabungen Mitte des 19. Jahrhunderts (1852, danach weitere ‚Öffnungen’ durch die Herzogin von Berry) zurückzuführen sein dürften. Bei einigen flacheren Hügeln sind auch tiefe Spurrillen (hervorgerufen wohl durch forstwirtschaftliche Arbeiten) zu sehen.
 
Anfang der 1960er-Jahren fanden Kinder im Aushub eines bereits von Raubgräbern geplünderten Hügels (Tumulus Nr. 13, der einst auch eine Steinkammer und einen gemauerten Zugang, dromos, enthielt) drei Bruchstücke einer römischen Grabstele mit Inschrift und einer Adler-Darstellung im bekrönenden Dreieckgiebel. Trotz ihres nur sehr bruchstückhaften Erhaltungszustandes ist diese (erst 1980 der Fachwelt bekannt gemachte) Inschriftstele von einiger Bedeutung, handelt es sich hier doch um eine der ganz wenigen bislang in der Südoststeiermark gefundenen römerzeitlichen Grabstelen, die man noch dazu mit ziemlicher Gewissheit einem norisch-pannonischen Hügelgrab zuweisen kann. Die Inschrift lässt sich, ihres fragmentarischen Zustands wegen, leider nur mehr zum Teil auflösen. Sie lautet:
"…TONIVS … L° ITIVS …EMA".
 
Nur soviel scheint einigermaßen gesichert (wie Manfred Hainzmann nachwies): Das Grabmonument wurde anscheinend von einem Freigelassenen – wie die Abkürzung ‚L’ für ‚L(IBERTVS)’ nahelegt – namens ‚ITIVS’ mit dem Gentilnamen ‚[AN?]TONIVS’ gestiftet, der Name des Adressaten enthielt wohl die Buchstabenkombination ‚..EMA..’ und lautete vielleicht ‚DEMARVS‘ oder ‚MAGEMARVS‘. Interessant scheinen auch die Probleme des Steinmetz(-Lehrlings?), der sich beim ‚Layout’ verschätzte, wie die beiden in die rechte Rahmenleiste gemeißelten ‚S’ sowie die etwas unbeholfen wirkende Ligatur ‚IV‘ in der ersten Zeile (bei …TONIVS) bezeugen. Die Reliefdarstellung im Tympanon zeigt einen Adler mit ausgebreiteten Schwingen und nach rechts gewandtem Kopf. Als Attribut und Symbol des Göttervaters Zeus/Jupiter steht er als Sinnbild für das Himmlische und die Unsterblichkeit. (Neben Medusenhäuptern gehören Adler zu den Lieblingsmotiven in den Giebelfeldern norischer Grabstelen, was auch zu der eigenen Typenbezeichnung ‚Adler-Stelen’ führte.) Den Stilelementen, wie der Buchstabenform und dem Textentwurf, nach lässt sich die Stele ins ausgehende 1. bis ins frühe 2. Jahrhundert n. Chr. datieren. Die Stelenfragmente, die Herr Josef Kögl nach ihrer Entdeckung bereits Anfang der 1960er-Jahre sichergestellt hatte, werden nach wie vor bei dessen Anwesen in Pichla, Haus-Nr. 8, verwahrt und interessierten Besuchern auf Anfrage gerne präsentiert.
 

 


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