Steirisches Vulkanland - Archäologie

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der SO-Steiermark

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  16 Mettersdorf: Archäologische Sammlung im ‚Schaustall’
(Ortsgemeinde Rannersdorf,
Katastralgemeinde Mettersdorf am Saßbach)
     

Öffnungszeiten:
Die Archäologische Ausstellung im Schaustall kann jederzeit besichtigt werden, Kurzführungen n. Vereinbarung.

Kontakt, Anfragen:

Rannersdorf 6
8092 Mettersdorf am Saßach
Fam. Josef und Silvia Schweigler
Mobiltel.: 0664 4634448
e-mail: office@trockenblumen.com

Gemeindeamt Mettersdorf
Tel.: +43 (0) 3477 2301
gde@mettersdorf.com
www.mettersdorf.com

Anfahrt:
Auf der A9 von Graz in Richtung Slowenien, Ausfahrt Vogau/Straß Richtung Bad Radkersburg; kurz vor Weinburg nach links, Richtung Norden, abbiegen und dem Saßbachtal folgend über Siebing nach Rannersdorf bzw. Mettersdorf. Das Museum im ‚Schaustall’ befindet sich in Rannersdorf 6 (Fam. Schweigler).


GPS-Koordinaten:
N 46.797650 –
E 15.706200

So finden Sie
das Museum

Erst vor kurzem (2009) wurde unter dem Motto ‚5000 Jahre – Von der Urgeschichte bis zur Römerzeit’ im ehemaligen Saustall (daher auch der originelle Name!) des Anwesens der Familie Josef und Silvia Schweigler mit viel Liebe und Engagement ein archäologischer Schauraum eingerichtet. Gerahmt von einer ebenfalls sehenswerten Verkaufsausstellung von Trockenblumen-Gebinden – mit durchaus erwünschtem ‚Synergieeffekt’ aber selbstverständlich ohne Kaufzwang! – werden hier in geschmackvoll gestalteten Vitrinen Funde von der mittleren Jungsteinzeit bis in die Römerzeit aus der Gegend von Mettersdorf präsentiert. Bei den neolithischen Funden (Steinwerkzeuge wie Beile, Hämmer und Äxte aus hell- bis dunkelgrünem Serpentinit) handelt es sich zum Teil um Lesefunde, also Fundstücke aus früheren Oberflächenaufsammlungen ohne genauere Fundangaben. Zum Teil stammen sie aber auch aus den jüngsten Grabungen (2006-2008, Grabungsleitung B. Schrettle) in der Flur Groggernfeld bei Rannersdorf, knapp 2 km südwestlich von Mettersdorf, wobei vor allem die Objekte, die der sog. Lengyel-Kultur (benannt nach einem Fundort in Ungarn) zuzuordnen sind und die in die Mitte des 5. Jahrtausends v. Chr. datieren, besondere Beachtung verdienen: Zahlreiche Fragmente von Keramikgefäßen (u. a. eine Auswahl sog. ‚Buttenhenkel’ von größeren Töpfen sowie mehrere Tonlöffel mit Tülle zur Anbringung eines Holzgriffes) aber auch der Fuß einer kleinen tönernen (Götter?)figur bezeugen die Existenz einer größeren neolithischen Siedlung am Groggernfeld, wobei der Fund einer Feuersteinklinge vom Monte Lessini wohl auch als Hinweis auf damals (vor 6500 Jahren!) bereits bestehende Handelsbeziehungen gewertet werden kann.
Von den zahlreichen römerzeitlichen Stücken stammt eine vollständig erhaltene kleine Dreifußschale aus dem ca. 3 km nördlich von Mettersdorf gelegenen Hügelgräberfeld ‚Haintbrunnholz’. Dieses nordwestlich von Zehensdorf am westlichen Talrand des Saßbachtals auf einem nach Osten fallenden Geländerücken gelegene (und seit 1997 unter Denkmalschutz stehende) Gräberfeld umfasst derzeit noch 31 dicht nebeneinander angelegte Grabhügel, wobei etwa ein Drittel der Hügel starke Störungen älteren oder jüngeren Datums – z.B. durch Waldwege – aufweist.
Der Großteil der römerzeitlichen Funde in den Vitrinen (Fragmente von Amphoren und Tonlämpchen – eines in Form eines Miniatur-Gladiatorenhelms! –, von Glasgefäßen und Terra Sigillata, sowie Münzen, ein kleiner Silberlöffel, etc.) aber stammt aus der vorhin bereits erwähnten Flur ‚Groggernfeld’. Schon länger war diese ebenfalls am Westrand des Saßbachtals, ca. 300 m nordwestlich des Ortskernes von Rannersdorf auf einer Terrasse zwischen zwei Bachläufen gelegene Fundstelle unter dem Namen ‚Versunkene Stadt’ bekannt und bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts vermutete man hier aufgrund von Oberflächenfunden eine ausgedehntere römische Villa samt Heizanlagen. Als nun bei der Beackerung 2004 eine auffällige Konzentration von Mosaiksteinchen beobachtet worden war, erfolgte in den darauffolgenden Jahren eine genauere archäologische Untersuchung (Grabungsleitung: B. Schrettle). Dabei sollte sich bald herausstellen, dass die Steinchen von einem verstürzten, also nicht mehr in situ befindlichen, Mosaikboden stammten und dass es sich bei dem zu diesem Boden gehörigen Gebäude um einen ca. 35 m2 großen, von zwei schmalen seitlichen Korridoren umgebenen und in einen längsovalen Grundriss eingefügten oktogonalen Raum handelte. Ein aus dem Oktogon hinausführender Abflusskanal im Westen und eine dem Eingang im Südosten genau gegenüber liegende (ursprünglich wohl holzverschalte) wannenartige Vertiefung legten eine Interpretation als Badegebäude (Frigidarium?) einer größeren Villa rustica nahe. Bei den vier quadratisch angeordneten Fundamenten im Inneren des Oktogons dürfte es sich – wegen ihres mit über 2 m zu großen Abstandes voneinander – allerdings nicht um Hypokaustpfeiler, also Reste einer Fussbodenheizung, gehandelt haben. Stattdessen könnte es sich hier um Fundamente für Stützen, die ein Obergeschoß trugen, handeln, wodurch das Oktogon vielleicht als ein turmartig die seitlichen Bauten überragender Bau (mit Kuppel?) zu rekonstruieren wäre …
Um auch das zu dem ‚Badehaus’ gehörige Haupt- und Wohngebäude der Villa zu erkunden, wurde 2007 das zur Kuppe des ‚Groggernfeldes’ ansteigende Areal nordöstlich des Oktogons untersucht, wobei allerdings erst wieder in über 50 m Entfernung der westliche Randbereich einer größeren baulichen Anlage (samt davor gelegenem Umfassungsgraben, in dem sich reiches Fundmaterial fand) erfasst werden konnte.
Was die zeitliche Einordnung der Villa von Rannersdorf betrifft, so wird eine Entstehung in hadrianischer, vielleicht auch erst in antoninischer Zeit (also um 140 n. Chr.) in Betracht gezogen, wobei allerdings schon recht bald, um 180 n. Chr., eine deutlich Zäsur eintritt: Die Villa scheint für etwa 80 Jahre aufgegeben worden und unbewohnt gewesen zu sein, ehe in der 2. Hälfte des 3. Jh. n. Chr. die spätantike Besiedlungsphase einsetzt, die den Funden nach zu schließen, bis ins beginnende 5. Jahrhundert andauerte.
Bei den jüngsten Grabungen des Jahres 2008 wurde im Bereich südöstlich des Oktogons ein Pfeilersaal mit drei Reihen von je fünf rechteckigen Pfeilern aufgedeckt, der erst über hundert Jahre nach der Aufgabe des Badegebäudes, zu Beginn des 4. Jahrhunderts, entstand. Seine Funktion war wohl die eines Unterbaus für einen Speicher, wobei solche Getreidespeicher (lat.: horrea) in der Spätantike sowohl der Versorgung der Zivilbevölkerung als auch der Soldaten dienten, die die landwirtschaftlichen Betriebe in diesen immer unruhiger werdenden Zeiten zu schützen hatten ...
 Eine Besichtigung der Ausgrabungsstätte in Rannersdorf ist zur Zeit nicht möglich bzw. auch nicht wirklich lohnend, da die ergrabenen Flächen (aus konservatorischen Gründen) wieder zugeschüttet werden mussten.

Folder Archaeologische Sammlung im Schaustall


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