Steirisches Vulkanland - Archäologie

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der SO-Steiermark

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  28. Areal der ehemaligen Turmburg (‚Schützenhof’)
in Oberkarla

(Marktgemeinde Straden, Katastralgemeinde Oberkarla)
     

Öffnungszeiten/Kontakt:
Das Areal der ehemaligen Turmburg (‚Schützenhof‘) in Oberkarla kann ganzjährig besichtigt werden.

Anfahrt:
Auf der A9 (Pyhrnautobahn) von Graz in Richtung Slowenien bis zur Ausfahrt Vogau/Straß. Weiter auf der L 208 (bzw. ab Gosdorf auf der B 69) ostwärts Richtung Bad Radkersburg bis kurz vor Halbenrain und dann nordwärts auf der B 66 in Richtung Bad Gleichenberg. Nach ca. 5 km folgt man links (Richtung Westen) der Abzweigung nach Unterkarla und gelangt so (auf dem Karla-Hof-Weg), über den Sulzbach und vorbei an großen Gemüseplantagen, zuerst nach Unter- und dann nach Oberkarla. Dort liegt, westlich oberhalb des Anwesens Haas (Haus-Nr. 29) bzw. südöstlich oberhalb des Anwesens Horvath, vulgo ‚Schütz’ (Haus-Nr. 31), in einem erhöht gelegenen Waldstück (südwestlich der Einmündung des Hofergrabenwegs in den Karla-Hof-Weg), das Areal der ehemaligen mittelalterlichen Wehranlage.


GPS-Koordinaten:
N 46.787165° –
E 15.880814°

So finden Sie das Areal der ehemaligen Turmburg

Am Westrand des Sulzbachtales, etwa zwei Kilometer südlich von Straden, befindet sich in der Flur ‚Stellwald’ in Oberkarla das erst 1984 lokalisierte und seit 2003 unter Denkmalschutz stehende Areal einer mittelalterlichen Turmburg. Als Turm(hügel)burg bezeichnet man einen wehrhaften Turm oder ein turmartiges Gebäude, das auf gewachsenem Boden steht und sich von einem Wehrbau auf künstlich aufgeschüttetem Hügel unterscheidet. Errichtet wurden Turmburgen meist als reine Holz-Erde-Anlagen, sie bestanden im Wesentlichen aus einem im freien Hofraum stehenden und von einer Wehrmauer umschlossenen Turm, der sowohl Wehr- als auch Wohnzwecken diente. Sehr oft wurden Turmburgen als Ansitze von niederen Ministerialen (Dienstmannen hochadeliger Geschlechter) genutzt.
 
Das Areal der im Wald unmittelbar oberhalb des Ortes Oberkarla gelegenen mittelalterlichen Befestigungsanlage ist als schmaler Geländesporn, der im Westen durch einen Hohlweg und im Süden durch einen Graben vom Berghang getrennt ist, noch gut auszumachen. Nach Norden und Osten fällt das Gelände relativ steil zum Talboden hin ab. Als Turmhügel trägt der Geländesporn ein an allen vier Seiten abgeböschtes rechteckiges, ca. 25 x 14 Meter messendes Gipfelplateau. Diesem aus dem Gelände herausgearbeiteten ‚Kernwerk‘ ist in der Böschung darunter eine Geländestufe vorgelagert, die wohl als talseitiges ‚Vorwerk‘ zu interpretieren ist. Auch wenn von Gebäuderesten heute nichts mehr zu sehen ist, so hat sich der Ort des Wehrbaus – abgesehen von einigen Materialentnahmestellen im Böschungsbereich – als charakteristische Geländeformation recht gut erhalten. Die Identifizierung der Anlage mit einem für Oberkarla im 13. Jahrhundert (im sog. Rationarium Stiriae, einem Verzeichnis aller steirischen Güter und Liegenschaften König Ottokars II.) urkundlich bezeugten ‚Schützenhof’ ist recht wahrscheinlich. Dies wird nicht zuletzt auch durch den Vulgonamen ‚Schütz‘ des nordwestlich unterhalb des Turmhügels gelegenen Anwesens Horvath (Haus-Nr. 31) nahegelegt.
 
‚Schützenhöfe‘ wurden als Lehen an Schützen vergeben, die mit dem Bogen zur Landesverteidigung verpflichtet wurden und in der Oststeiermark seit dem 12. Jahrhundert für den Grenzschutz gegen Ungarn von großer Bedeutung waren. Und auch wenn diese Tradition im 15. Jahrhundert wieder abbricht, so hat sich doch vereinzelt der Personenname ‚Schützenhöfer‘ – sogar mit prominentem Beispiel des aktuellen steirischen Landeshauptmanns – bis heute erhalten. Durch die recht überzeugende Gleichsetzung des hier vorliegenden Areals einer mittelalterlichen Turmburg mit der urkundlichen Erwähnung eines Schützenhofes in Oberkarla im 13. Jahrhundert (wobei wir mit ‚Sibotoni sagittario‘ sogar den Namen des um 1265 hier ansässigen Schützen erfahren!) erhöht sich freilich auch der historische Stellenwert dieser ehemaligen Kleinadelsburg ganz erheblich.




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